Macht man einen Spaziergang durch Friedenau, ist ein Bauwerk wohl schwer zu übersehen: In exponierter Lage am Friedrich-Wilhelm-Platz erhebt sich der 70 Meter hohe neogotische Turm der evangelischen Kirche Zum Guten Hirten. Im Jahre 1893 fertiggestellt, prägt sie das Panorama des Bezirks entscheidend mit. Nachdem sie im Zweiten Weltkrieg teilweise schwer zerstört und danach wieder aufgebaut wurde, ist sie bis heute städtebaulich ein Orientierungspunkt.
Doch um die Geschichte, welche die Klinkersteine und Sandsteinskulpturen aus der Kaiserzeit über die Jahre nach dem Krieg bis heute erzählen, auch für zukünftige Generationen zu erhalten, hat die Gemeinde schon vor Jahren beschlossen, das Gebäude in großen Teilen zu restaurieren. Seitdem ist unter anderem die Nord- und Ostfassade instand gesetzt und der Innenraum neu gestaltet worden. Der Architekt und Kirchenbaurat Eckardt Falter meint: “Angesichts der kleiner werdenden Gemeinde ist es eine anspruchsvolle Aufgabe, das Kirchgebäude und die ihr anhänglichen Immobilien mit Hinblick auf die umfassenden Anforderungen des Denkmalschutzes zu erhalten. Wir entwickeln derzeit jedoch einen Masterplan, um auch Planungssicherheit für die Zukunft zu schaffen.“
Ein Masterplan ist auch nötig, um die Arbeit der Gemeinde weiterhin sicherzustellen. Neben den klassischen religiösen Leistungen werden im Pfarrhaus in der Bundesallee 76 direkt gegenüber auch Angebote, die so vielfältig sind, wie die Menschen in Friedenau, gemacht. Dazu gehören der von der Kirchengemeinde betriebene Kindergarten in einer eigenen Villa, eine Pfadfindergruppe, eine Nachtunterkunft für Obdachlose und Gruppen für Senioren. Regelmäßig werden öffentliche Konzerte verschiedener Musikrichtungen veranstaltet und Tanzabende organisiert, um hier nur einen kleinen Einblick in die vielen Projekte zu geben. Zurzeit werden circa 600 Quadratmeter weiterer Wohnfläche erschlossen.
Im Moment werden Wasserschäden in den Dachkehlen der seitlichen Schiffe behoben und neue Ablaufsysteme installiert. Das nächste größere Projekt wird die Erneuerung der Joche für die drei Bronzeglocken des Geläuts im Turm sein. Der Wechsel des Materials von Stahl auf Holz bietet sowohl Vorteile mit Blick auf die Haltbarkeit der Konstruktion als auch die Übertragung des Körperschalls. Demnächst wird die Kirche auch wieder an repräsentativer Stelle zur Geltung kommen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat einen Planungswettbewerb für die Neugestaltung des gesamten Friedrich-Wilhelm-Platzes gestartet. Endgültige Ergebnisse werden im Frühjahr 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Bürgerinitiative Friedrich-Wilhelm-Platz e.V. setzt sich für eine Anlehnung an die ursprüngliche Bebauung des Platzes ein.
Zum Guten Hirten